Mehr als ein Wettkampf

Am 2. und 3. Mai 2020 findet zum zweiten Mal der Cybathlon statt – ein einzigartiger Wettkampf, an dem sich Menschen mit Behinderung beim Absolvieren von alltäglichen Aufgaben mittels assistierender Technologien messen. Über 90 Teams aus der ganzen Welt treten in sechs Disziplinen gegeneinander an. Das Schweizer Radio und Fernsehen überträgt die Finalrennen live in alle Landesteile.
Aufgrund des großen Interesses an der Premiere im Jahr 2016 mit über 4’500 Zuschauerinnen und Zuschauern und rund 150 Medienschaffenden aus der ganzen Welt findet der Cybathlon dieses Jahr neu an zwei Tagen statt. Über 90 internationale Teams nehmen an den Rennen teil – ein Drittel mehr als beim letzten Mal. Sie alle vereint ein Anliegen: technische Assistenzsysteme für Menschen mit Behinderung weiterzuentwickeln und damit Inklusion zu fördern.
«Obwohl im Bereich Assistenztechnologien in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte verzeichnet wurden, sind heute erst wenige Geräte alltagstauglich», erklärt Robert Riener, Professor für sensomotorische Systeme an der ETH Zürich und Initiant des Cybathlon. «Das Ziel ist, nicht die komplexesten Geräte zu konzipieren, sondern die nützlichsten».
Sechs Disziplinen mit neuen Aufgaben
Die Aufgaben orientieren sich an alltäglichen Situationen, die für viele Menschen mit Behinderung große Hürden darstellen. Schuhe binden, ein unebenes Gelände überwinden, eine Flasche öffnen, sich setzen und wieder aufstehen: Diesen und weiteren anspruchsvollen Aufgaben müssen sich die Teilnehmenden auch 2020 wieder stellen. Die sechs Wettkampfdisziplinen – virtuelles Rennen mit Gedankensteuerung, Fahrradrennen mit elektrischer Muskelstimulation, Parcours mit Armprothesen, Beinprothesen, robotischen Exoskeletten und motorisierten Rollstühlen – wurden beibehalten, aber seit 2016 zusammen mit den Anwenderinnen und Anwendern weiterentwickelt.
So wurde beispielsweise beim Fahrradrennen die Renndistanz bei gleichbleibender Zeit verlängert, was eine größere Effizienz von den Wettkampfteilnehmenden erfordert. Bei der neuen «Haptik Box» sollen die Cybathlon-Piloten und -Pilotinnen mit Armprothesen einzelne Objekte nur durch Ertasten identifizieren. Im Parcours mit motorisierten Rollstühlen müssen die Teilnehmenden neu eine Türe mit einem technischen Hilfsmittel wie etwa einem Roboterarm öffnen und schließen, was eine präzise Steuerung voraussetzt.
Über 90 Teams aus rund 30 Ländern
Seit Monaten tüfteln über 90 Teams von sechs Kontinenten an unterschiedlichen Lösungen für den Wettkampf. Dabei arbeiten Hochschulen, die Industrie, NGOs und Menschen mit Behinderung Seite an Seite. Dieses Jahr stark vertreten ist Großbritannien mit zehn Teams, darunter das Team «Imperial», das mit einem halbautonomen, mit den Augen gesteuerten Rollstuhl antritt. Aus den USA nehmen sechs Teams teil; erneut dabei sind «Cleveland», die Goldmedaillengewinner von 2016 in der Disziplin Fahrradrennen. Der asiatische Raum ist mit über 20 Teams vertreten. Als einziges Team vom afrikanischen Kontinent starten dieses Jahr «Touch Hand» aus Südafrika im Armprothese-Parcours.
«Die Teilnahme von Teams aus aller Welt zeigt, dass der Cybathlon zu einem Anlass von globaler Ausstrahlung geworden ist. Der Cybathlon fördert die internationale Zusammenarbeit und den spielerischen Wettbewerb in einem äußerst gesellschaftsrelevanten Forschungsbereich», sagt Joël Mesot, Präsident der ETH Zürich.
Die Schweiz gut vertreten
Die Schweiz ist in allen sechs Disziplinen vertreten und insgesamt mit 11 Teams präsent. Vier davon stammen aus dem Umfeld der ETH Zürich: Das ETH-Spin-off Scewo startet in der Disziplin motorisierte Rollstühle. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik Rapperswil (HSR) entstand das Exoskelett Varileg enhanced. Je ein ETH-Forschungsteam tritt in den Disziplinen Parcours mit Beinprothesen und virtuelles Rennen mit Gedankensteuerung an, Letzteres in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Nanyang in Singapur.
Quelle: ethz.ch
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