Die Zahl der Krankenhäuser in Deutschland sinkt. Dagegen steigt die Anzahl der stationär zu behandelnden Patienten. Klinische Agilität ist gefordert. Gelingen kann sie mit RFID-Label-Lösungen.

Während die Industrie 4.0 in Branchen wie Maschinenbau und Automotive bereits gestartet wurde, soll die Digitalisierung auch verstärkt in den Krankenhäusern einziehen. Doch häufig werden die Aktivitäten durch Budgetrestriktionen und Fachkräftemangel gebremst. Dabei könnten digitale Lösungen helfen, Prozesse effizienter zu gestalten und das Gesamtsystem entlasten – gerade in Krisenzeiten, wie jüngst während der Corona-Pandemie, in denen die Krankenhäuser überfüllt und das Personal an der Kapazitätsgrenze waren. Zur digitalen Unterstützung im Krankenhausalltag gibt es bereits vielfältige Ansätze am Markt, ob für die Produktauthentifizierung, das Medikamenten- und Bestandsmanagement. Sie alle basieren auf dem Einsatz der RFID-Technologie. Wird diese in Labels integriert und werden pharmazeutische Produkte und Medizintechnikgeräte damit ausgestattet, entstehen „smarte Produkte und Devices“, die Prozesse effizienter gestalten und für mehr Patientensicherheit in Krankenhäusern sorgen.
Sichere Produktauthentifizierung
Wichtige Voraussetzung ist, dass die RFID-Labels äußerst robust sind und in den verschiedenen Verarbeitungsprozessen sowie über die gesamte Supply Chain einwandfrei funktionieren. Entscheidend für ihre Robustheit ist das Label-Design, das insbesondere für runde Gefäße mit engen Radien eine Herausforderung darstellt. Für Vials und Spritzen, die auf Unit Level erfasst werden sollen, hat Schreiner MediPharm das Robust RFID-Label entwickelt. Hierbei wird das dünne und biegsame RFID-Inlay in das Label integriert und mit speziellen Schutzelementen versehen. Stöße und mechanische Belastungen, denen die Gefäße während der Verarbeitungs- und Handlingsprozesse ausgesetzt sind, werden dadurch abgefedert und der RFID-Chip kann von der Produktion bis zur Endanwendung zuverlässig ausgelesen werden. Das flexible RFID-Label kann sowohl auf Medikamentenbehälter – Primärcontainer oder Umverpackungen – Verbrauchsgüter oder medizinische Geräte appliziert werden.
Fehlerfreies Medikamentenmanagement
Ein wesentlicher Vorteil von RFID-Labels ist jedoch nicht nur die Prozesssicherheit. Vielmehr unterstützen sie die Produkt- und Patientensicherheit und können die Lagerverwaltung oder Vorbereitung von Medikamententabletts in Krankenhäusern wesentlich optimieren. Im Bereich der Arzneimittellogistik gibt es am Markt bereits ganzheitliche Trackinglösungen basierend auf der RFID-Technologie. Von der Krankenhausapotheke bis zur Verabreichung an den Patienten können die Arzneimittelverfügbarkeit und das Inventar überwacht werden. Krankenhausapotheken können ihren kompletten Bestand sowie die Verwendung ihrer Medikamente verfolgen und mittels intelligenter Software managen. So können zum Beispiel mehrere Spritzen und Vials, die jeweils mit einem RFID-Label ausgestattet sind, von einer Scanstation ausgelesen werden. Dabei werden Chargennummer und Verfallsdatum identifiziert und automatisch ein Inventarbericht erstellt, der anzeigt, welches Medikament fehlt oder bald abläuft. Dies spart dem Krankenhauspersonal Zeit und verringert das Risiko von Medikationsfehlern.

ein Kennzeichnungslabel und eine Folienkappe zum irreversiblen Erstöffnungsnachweis und sichert die Integrität des Vials. Ergänzt um ein RFID-Inlay auf Höhe der Kappe, wird es zu einem Identifikationstool für jedes einzelne Gefäß.
Spritzen und Vials mit flüssigen Medikationen stellen allerdings eine Herausforderung dar, denn sowohl das Gefäßmaterial als auch die Zusammensetzung der Flüssigkeit kann das zuverlässige Auslesen des UHF-RFID-Labels stören. Häufig werden daher vom Gefäß abstehende Flag-Labels eingesetzt. Die Labels können jedoch leicht abreißen, benötigen zusätzlichen Platz und müssen manuell und somit kostenintensiv angebracht werden. Eine Alternative sind spezielle Konstruktionen aus Label plus Kappe wie Cap-Lock für Spritzen (s. Abb. 1) und Flexi-Cap für Vials. Bei beiden RFID-Labelkonstruktionen befindet sich das RFID-Inlay im Bereich der Kappe und somit größtenteils außerhalb des mit Flüssigkeit gefüllten Bereichs, was eine höhere Reichweite beim Auslesen ermöglicht. Das Label kann im normalen Etikettierprozess des Primärcontainers maschinell verarbeitet werden. Mit einfachen Hand- oder speziellen Lesegeräten können die auf den RFID-Labels hinterlegten Daten – etwa Produktname, Hersteller, Batch-Nummer und Ablaufdatum – automatisch im Pulk ausgelesen und mit einer Datenbank abgeglichen werden. Damit lässt sich der Bestand genau nachverfolgen und es wird transparent, ob Medikamente fehlen oder zeitnah verbraucht werden sollten.
Automatisiertes Bestandsmanagement
Auch Verbrauchsgüter oder Equipment, die mit der RFID-Technologie gekoppelt werden, können Prozesse in Krankenhäusern optimieren und das Personal entlasten. So können moderne Sensor-Chips zum Beispiel logistische Material- und Produktflüsse live überwachen und steuern. An verschiedenen Stationen werden die RFID-Labels automatisch erfasst. Durch das Auslesen der entnommenen und eingelagerten Produkte sind die Bestände stets aktuell in einer Datenbank hinterlegt. Die Sensor-Chips können gleichzeitig die Integrität des Labels und somit auch die Erstöffnung oder mögliche Manipulation eines Containers digital überwachen.
Optimierte Supply Chain
Der Einsatz von smarten Labels eröffnet Krankenhäusern die Möglichkeit einer effizienten und ganzheitlich prozesssicheren Lieferkette. Produkte, Equipment und Verbrauchsgüter, die mit RFID-Labels ausgestattet werden, schützen Patienten vor möglichen Medikationsfehlern und verhindern einen eventuellen Missbrauch von kritischen Medikamenten durch das Personal. Voraussetzung ist allerdings, dass die Labels passgenau auf die jeweiligen Anwendungen zugeschnitten sind. Nur dann, können sie die Prozesse entscheidend optimieren, mehr Anwenderkomfort und -sicherheit bieten und gleichzeitig die Produkt- und Patientensicherheit erhöhen.
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe 2/21 der MED engineering
Autor:

Produktmanager RFID/NFC Solutions
Website: www.schreiner-medipharm.com