Beim Pressegespräch der Shift Medical durften die Journalisten in die futuristische Welt der Digitalisierung eintauchen. DiGAs sind weiterhin auf dem Vormarsch und die Virtuelle Realität (VR) nimmt auf dem Markt langsam an Fahrt auf.

XR-Anwendungen: Das steht für Extended Reality und beinhaltet die Bereiche der Virtual Reality, der Augmented Reality und der Mixed Reality. Auf der Shift Medical wurde das Potential dieser Märkte in das rechte Licht gerückt. Oft wirkt diese Technologie direkt wie aus einem Sci-Fi-Film. Ärzte mit seltsamen Brillen schwenken ihre Finger in holografischen Bildern und bedienen damit eine Maschine, ohne je eine physische Taste gedrückt zu haben. Redner Dr. med. Lars Riedemann, Neurologe am Uniklinkum Heidelberg, nahm sich diese Zukunftsvision selbst-ironisch zur Brust und brachte es mit folgender Aussage auf den Punkt: „Sie machen interessante Erfahrungen, wirken aber auf Zuschauer absurd nerdig und deppert.“
Dabei bietet die VR doch viele interessante Möglichkeiten. Allen voran die Erstellung eines immersiven Umfelds. Riedemann schaltet eine Folie weiter, harte Synth-Bässe ertönen während er die Erstellung einer Cyberpunk-Allee in der Unity Engine präsentiert. Vollständig begehbar, auch via VR-Brille. Wenn man die Cyberpunk-Allee durch einen menschlichen Körper ersetzt, wird das mögliche Einsatzgebiet schnell klar. Ärzte könnten ihre OPs in virtueller Umgebung planen, an Organe heranzoomen, Blutgefäße markieren.
An anderer Stelle könnten VR-Brillen dabei helfen, Patienten bei der Rehabilitation spielerisch zu unterstützen (Wir berichteten). Vor allem profitieren aber junge Ärzte in der Ausbildung von der Technologie. Bevor sie einen Schritt in den richtigen Operationssaal tun, könnten Sie mit Tools wie Osso VR jeden Handgriff in der virtuellen Realität üben (Osso VR, Youtube).
Quelle: Misixin, Youtube Quelle: Osso VR, Youtube
Riedemann summiert die Möglichkeiten mit den Worten: „VR ist das Medium, das dich in die Lage eines Anderen versetzen kann. Es ist somit der Weg zu mehr Empathie.“ So könnte man mittels VR-Brille z.B. die Sicht eines Katarakt-Erkrankten erleben und besser verstehen.
Der Markt für XR
Auch der Markt für die XR scheint sich zu lohnen: Laut dem PwC Report 2019 hat der XR-Markt ein potentielles Volumen von 1,5 Billionen, die bis 2030 ausgeschöpft werden könnten. Ganz vorne mit dabei ist der HealthCare Bereich. Doch während Apps, Online Buchungen und elektronische Aufzeichnungen in Deutschland und anderen Ländern schon weit fortgeschritten sind, macht VR erst einen winzigen Anteil bei den Gesundheitsanwendungen aus. Riedemann gibt sich dennoch optimistisch und fühlt sich sogar an Aufbruchsstimmungen wie im Wilden Westen erinnert.

DiGAs und das Fast Track Verfahren
Einen kleinen Zwischenstand zu den DiGAs lieferte Jan Brönneke vom Health Innovation Hub (hih). Mittlerweile gibt es auf der Website des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte 20 gelistete DiGAs, eine davon auch im Rahmen einer XR-Anwendung. Von den 20 DiGAs sind 15 vorläufig angenommen, fünf haben es bereits geschafft, dauerhaft angenommen zu sein. Währen der Bund sich erst von horrenden Nutzungspreisen der Anwendungen gefürchtet hatte, sind die „Abo“-Preise doch relativ harmlos ausgefallen. Im Mittel liegen sie bei 406 €, der höchste Preis bei 743 €.
Auch die Anträge häufen sich. Mittlerweile sind bei der Stelle 95 Anträge eingegangen, 70 befinden sich noch in der vorläufigen Aufnahme zur Erprobung. An Patienten wurden bis jetzt schon über 20.000 DiGAs verschrieben. Diese bewerteten die Angebote vorwiegend positiv. So schnitten die Anwendungen im Mittel im App-Store mit 4,02 von 5 Sternen ab.

Von Marc-Benjamin Aurin
Mehr zur Shift Medical erfahren Sie unter: www.shiftmedical.eu