Digitaler Gesundheitspreis 2022 von Novartis

Innovative Ideen wurden auch in diesem Jahr wieder beim 5. Digitalen Gesundheitspreis von Novartis honoriert. Für Dr. med. Thomas Lang, Geschäftsführer Novartis Pharma Deutschland, ist dies der richtige Weg, um mit kreativen Köpfen in Deutschland zusammen zu arbeiten und Ideen auf den Weg zu bringen. Bereits vier Gewinnerprojekte aus den letzten Jahren wurden bereits als DiGA gelistet.
Für Frau Ulla Schmidt, Bundesministerin für Gesundheit a. D. und Bundesvorsitzende der Lebenshilfe e. V., steht die Barrierefreiheit im Fokus, die oft bei digitalen Angeboten noch nicht berücksichtigt wird. Durch den Sonderpreis #TeilhabeDurchDigitalisierung sollen nun auch die Rezipienten stärker eingebunden werden. „Wir müssen uns noch stärker für eine barrierefreie Teilhabe einsetzen“, sagt Dr. Thomas Lang von Novartis Pharma Deutschland. Im Zuge der Digitalisierung gilt es aufzupassen, „dass wir mit diesen Technologien nicht genau die Menschen ausschließen, für die sie eine Hilfestellung sein können“.
Die Gewinner-Startups
Erster Platz: Halitus — Biomarker in der Atemluft
Über Halitus: Die meisten Krankheiten werden nie oder zu spät diagnostiziert. Das liegt an der Art und Weise, wie wir diese Krankheiten diagnostizieren. Das ist sehr unterschiedlich: von CT-Scans und MRTs bis hin zu Bluttests – die Analyse erfolgt fast nie sofort, in einigen Fällen kann sie Wochen dauern, sie ist in der Regel kostspielig und die Interaktion mit uns, den Patienten, ist selten reibungslos.
Halitus wurde entwickelt als eine tragbare, nicht-invasive und kostengünstige Methode für eine Sofortdiagnose. Sie nutzt einen Teil des Körpers, aus dem man Daten extrahieren kann, ohne ihn zu punktieren oder in ein sperriges CT stecken zu müssen: Unsere Lungen. Sie verstoffwechseln eine ganze Reihe von Giften, Substanzen und Transmittern, von denen wir auf gesundheitliche Auswirkungen schließen können.
Dafür kommen modernste Lasertechnologie, Gasdynamik-Analysen und Maschinelles Lernen zum Einsatz. Das Ergebnis ist ein tragbares Gerät, das zum Ziel hat, binnen 30 Sekunden eine Verdachtsdiagnose rein über die Atemluft zu liefern. Wir beginnen mit Covid, denn die existierenden Antigen- und PCR-Tests sind zu langsam, zu teuer, brauchen zu viele Fachkräfte und erzeugen zu viel Abfall.
Zweiter Platz PINK! – Es geht um Brustkrebs!
Über PINK!: Die Diagnose Brustkrebs ist ein äußerst einschneidendes, lebensbedrohliches Ereignis im Leben der erkrankten Frauen. Die betroffenen Patientinnen empfinden Hilflosigkeit, Kontrollverlust und massive Ängste, bis hin zur Todesangst. Deswegen gibt es bei jeder einzelnen Patientin ein extrem hohes Informations-, Zuwendungs- und Betreuungsbedürfnis.
Ziel von PINK! aktiv gegen Brustkrebs ist es, eine Brustkrebs-Plattform aufzubauen, die eine bessere und vor allem individuelle Information und Begleitung der Brustkrebs-Patientin vom Zeitpunkt der Diagnose, begleitend zu allen Therapien und in der Nachsorge ermöglicht. Dafür hat PINK drei Lösungen entwickelt.
Die PINK! App unterstützt Patientinnen während Therapie und Nachsorge mit einem individualisierten Coaching Programm mit Fokus auf Bewegung, Ernährung, mentale Gesundheit & Nebenwirkungsmanagement. Der psychoonkologische Online-Kurs PINK! Leben hilft die krebsbedingte emotionale Belastung, die mit Diagnose und Behandlung einhergeht, so früh wie möglich aufzufangen.
Dritter Platz (Publikumspreis): BaSeTaLK – Biographiearbeit in Senioreneinrichtungen mit Tablet-Unterstützung zur Verbesserung der Lebensqualität und Kommunikation
Über BaSeTaLK. BaSeTaLK ist eine App zur Aktivierung von Senior*innen über biographisch-orientierte Gespräche. Sie wurde in einem BMBF-geförderten Verbundprojekt der Katholischen Hochschule Mainz und der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg unter Einbezug der Zielgruppe entwickelt und erprobt. Das vorrangige Ziel ist, die bei Menschen in Pflege- bzw. Senioreneinrichtungen häufig verminderte Lebensqualität unter Nutzung von Erinnerungsarbeit zu verbessern. Hierzu bietet die App Fotos, Quizze und Audiofiles, über die eine multimediale Reise an verschiedene Orte, wie den Garten oder die Bücherei, stimuliert wird, um mit anderen Bewohner*innen der Einrichtung ins Gespräch zu kommen. Die Maßnahme wurde im Einzel- und Gruppensetting evaluiert. Hierbei leiteten ehrenamtlich engagierte ältere Menschen anhand der BaSeTaLK-App die Gespräche mit den Bewohner*innen. Erste qualitative Daten zeigen die große Akzeptanz der Maßnahme, die positive Bewertung der App und darüber hinaus eine veränderte Perspektive auf besprochene Themen, sowohl bei den Ehrenamtlichen als auch den Bewohner*innen. Nach Abschluss der Evaluation wird die App als Open Source veröffentlicht und kann dann von Unternehmen und Verbänden frei genutzt werden. Dabei sind auch andere Kontexte vorstellbar, in denen die App eingesetzt werden kann, wie z.B. bei Menschen mit erworbenen Sprach- oder Sprechstörungen oder Menschen mit beginnenden dementiellen Erkrankungen.
Sonderpreis: EiS-App
Die EiS-App ist ein digitales Wörterbuch für die Hosentasche – barrierearm und inklusiv. Mit der App lassen sich neue Kommunikationsmöglichkeiten entdecken: Gebärden aus der Deutschen Gebärdensprache, METACOM-Symbole, Laut-und Schriftsprache. Die Gebärden werden von Kindern mit und ohne Behinderungen gezeigt, so können Kinder von und mit ihrer Peergroup lernen.
Kinder mit Schwierigkeiten in der expressiven Sprachentwicklung, ganz gleich, ob diese aufgrund einer Erkrankung, Behinderung oder Traumatisierung bestehen, finden mit der EiS-App einen alternativen Weg zur Sprache. Mit der EiS-App lernen sie, ihre Bedürfnisse auszudrücken und mit anderen zu interagieren. Die EiS-App ist intuitiv zu bedienen, die Zielgruppe wird partizipativ in die Entwicklung eingebunden und die App unterstützt Diversität in der Gesellschaft.
Um die EiS-App nutzen zu können, muss man weder Gebärdenkenntnisse mitbringen noch (laut)sprechen können. Mit der EiS-App wird ein alternativer Zugang zu Sprache eröffnet – ortsunabhängig und digital. Die Navigation in der App funktioniert kinderleicht über Symbole. Lese- oder Schreibkenntnisse sind nicht erforderlich.