Ein Interview mit Engelbert Hager von der AMO Automatisierung Messtechnik Optik GmbH
MED: Sehr geehrter Herr Hager, die AMO Automatisierung Messtechnik Optik GmbH steht für die Entwicklung und den Vertrieb von Messgeräten. Welche verschiedenen Typen von Messgeräten vertreiben Sie?
Hager: AMO hat sich auf Messgeräte spezialisiert, die auf dem induktiven Abtastprinzip basieren. Unser Portfolio an Längen- und Winkelmessgeräten beinhaltet verschiedenste Ausführungen hinsichtlich mechanischer Bauformen und Schnittstellen. Sehr oft realisieren wir auch Messgeräte in kundenspezifischen Designs.
MED: In welchen Bereichen finden die Geräte hauptsächlich Anwendung? Wie können sie in der Medizintechnik helfen?
Hager: Die Messgeräte kommen hauptsächlich in Werkzeugmaschinen, in der Automatisierung, in der Robotik und in der Medizintechnik zum Einsatz. In bildgebenden Verfahren in der Medizintechnik setzen Hersteller oft modulare AMO-Winkelmessgeräte ein, deren Messringe Durchmesser von 1 Meter oder größer aufweisen. Wir liefern aber auch spezielle Messgeräte-Ausführungen für Bereiche mit hochenergetischer Strahlung, die z. B. bei Geräten für die Strahlentherapie/Onkologie auftritt. Unser umfangreiches Produktportfolio und unsere große Flexibilität ermöglichen uns die Entwicklung kundenspezifischer Lösungen, mit denen wir vielfältige Anwendungsbereiche, auch in der Medizin, abdecken können.
MED: Die von AMO konstruierten Messsysteme basieren auf dem induktiven Abtastprinzip AMOSIN. Können Sie uns kurz erläutern, wie dieses Prinzip funktioniert?
Hager: Das Einzigartige daran ist die Gestaltung der im Abtastkopf verbauten Sensoreinheit als planare Spulenstruktur. Diese besteht aus mehreren in Messrichtung aneinandergereihten Spuleneinheiten, die sich aus übereinander angeordneten Primär- und Sekundärspulen zusammensetzen. Da wir die Sensoreinheit auf einem flexiblen Substrat in Multi-Layer-Technik herstellen, können wir sie jedem Durchmesser der Messflansche bzw. Messringe anpassen. Für die induktive Abtastung der Teilung werden die Primärspulen mit einem hochfrequenten Wechselfeld erregt. Die relative Bewegung zwischen der Sensoreinheit und der Maßverkörperung erzeugt dann zwei um 90° phasenverschobene hysteresefreie Signale. Beim absoluten Messverfahren steht der Positionswert unmittelbar nach dem Einschalten des Messgerätes zur Verfügung und kann jederzeit von der Folgeelektronik ausgelesen werden. Bei inkrementellen Messgeräten wird die Positionsinformation durch Zählen der einzelnen Inkremente der periodischen Teilung gewonnen. Der zum Bestimmen von Positionen notwendige absolute Bezug wird durch die Zuordnung des Referenzmarkensignals zu genau einem Messschritt hergestellt.
MED: Was müssen Messgeräte neben präziser Messtechnik noch mitbringen?
Hager: Längen- und Winkelmessgeräte von AMO weisen nicht nur eine hohe Auflösung und Präzision auf, sondern zeichnen sich auch durch eine enorme Robustheit sowie durch einen verschleiß- bzw. wartungsfreien Betrieb aus. Unsere Messgeräte sind außerdem unempfindlich gegenüber Verschmutzungen und sehr flexibel im mechanischen Design: Der Kunde kann den Durchmesser des Messringes nahezu beliebig wählen.
MED: Kollaborierende Roboter (Cobots) arbeiten in der Industrie und Fertigung an der Seite von Menschen und müssen daher extrem sicher sein. AMO präsentierte im letzten Jahr Messgeräte für die Verwendung in Cobots. Welche Herausforderungen galt es hier zu bewältigen?
Hager: Kollaborierende Roboter (Cobots) arbeiten Seite an Seite mit Menschen und müssen deshalb hohen Anforderungen in puncto Funktionale Sicherheit genügen, um den gefahrlosen Betrieb zu gewährleisten. Die absoluten Messgeräte von AMO sorgen für die sichere Bewegung der Cobot-Achsen, denn sie erzeugen hochgenaue redundante Positionswerte. Dadurch erfüllen sie die einschlägigen Normen EN 61508 und EN ISO 13849 zur Sicherheit von Maschinensteuerungen.
MED: Welche Innovationen können wir in der Zukunft von Ihnen erwarten?
Hager: Wir werden unsere induktive Abtasttechnologie konsequent weiterentwickeln und berücksichtigen dabei selbstverständlich die sich ständig ändernden Anforderungen unserer Kunden in den unterschiedlichsten Einsatzbereichen.
Dieses Interview erschien in der Ausgabe 1/21 der MED engineering
Website des Unternehmens: www.amo-gmbh.de